Das Viertelhaus (Kirchstraße 32) Historie und Planung der Sanierung

Das Haus Kirchstraße 32 stammt mutmaßlich aus dem 17. Jahrhundert und steht seit 1984 unter Denkmalschutz. Es liegt an der Einmündung der Kirchstraße in die Stadtstraße, zwei Straßenzüge, die den ältesten Teil der Stadt Monschau bilden. Unmittelbar südlich des Hauses verlief die Stadtmauer. An der Stadtstraße war ein befestigter Stadtzugang ausgebildet, von dem baulichen Reste noch im sogenannten Haus zum Turm überliefert sind. Das Haus Kirchstraße 32 bildet mit dem Haus zum Turm wiederum ein bauliches Ensemble. Die sich gegenüberliegenden Gebäude umstehen einen Innenhof und sind über eine Bruchsteinmauer, welche den Hof von Stadtstraße und Kirchstraße abschirmt, miteinander verbunden.

Die Gesamtanlage darf zu den geschichtsträchtigsten Baulichkeiten in Monschau zählen. Das Haus zum Turm besteht noch länger als das Haus Kirchstraße 32 und gilt als ältestes noch existierendes Wohngebäude in der Stadt (urkundlich erstmals 1513 belegt). Die gute Quellenlage lässt zudem eine beinahe lückenlose Rekonstruktion der früheren Eigentümer zu.Darunter sticht die für Monschau so wichtige Tuchmacherfamilie Scheibler hervor, die das Anwesen 1815 erwarb. Fünf Jahre später, im Jahr 1820, erblickte hier Karl Wilhelm Scheibler, der später in Lodz eines der damals größten Unternehmen für Baumwollproduktion aufbaute und zu unermesslichem Wohlstand gelangte, das Licht der Welt.

Beschreibung des Hauses – derzeitiger Bauzustand

Bei dem Haus Kirchstraße 32 handelt es sich um ein zweigeschossiges, freistehendes Gebäude mit Satteldach, das in den dahinterliegenden Felshang gebaut ist. Während die Außenwände im unteren Bereich aus Bruchstein bestehen, sind größere Wandabschnitte im Obergeschoss in Fachwerk errichtet. Wie für Monschau typisch, sind die Fassaden zum Teil verschiefert oder weisen eine Verbretterung auf. Der Dachstuhl besteht aus einer Konstruktion aus Eichenholz. Die Zwischendecken sind als Holzbalkendecken mit Dielenboden ausgeführt. Das Dach ist mit Schieferplatten eingedeckt und ungedämmt.

Das Gebäude ist etwa zur Hälfte unterkellert. Der historische Bruchsteinkeller besteht aus einem einzigen Raum, der über einen Zugang von der Kirchstraße aus erschlossen und über ein einzelnes Fenster belichtet wird. Die darüber liegende Geschossebene ist über die beiden Giebelseiten zugänglich. Hier befinden sich insgesamt zwei Räume, von denen einer mit einer bemerkenswerten, baugeschichtlich noch zu erforschenden Kaminanlage ausgestattet ist. Die beiden Räume werden durch eine in etwa mittig verlaufende Querwand geteilt. Eine Zweiteilung der Räume liegt schließlich auch im Dachgeschoss vor.

Aufgrund des langen Leerstands befindet sich das Haus gegenwärtig sowohl von außen als auch von innen in einem äußerst schlechten baulichen Zustand. Ausgehend von großen Schäden im Dachbereich ist viele Jahre ungehindert Wasser in das Gebäude eingedrungen. Die Fassadenverkleidungen sind morsch, gleiches gilt für Teile der Fachwerkkonstruktion. Die historischen Fenster und Türen sowie die Dielenböden müssen aufgearbeitet oder erneuert werden.

Sicherung und Umnutzung eines vom Verfall bedrohten Baudenkmals

Schätzungsweise ein Viertel der historischen Häuser in Monschau stehen aktuell leer oder werden nur teilweise genutzt. Einerseits ist mittelfristig der unwiederbringliche Verlust von historischer Bausubstanz und damit auch eine Teilzerstörung des einzigartigen Altstadtensembles zu befürchten, andererseits droht der verbreitete Leerstand eine nur noch schwer aufhaltbare Abwärtsspirale in Gang zu setzen. Um die langfristige Erhaltung der Monschauer Altstadt sicherzustellen, muss es Ziel sein, einen Rahmen zu schaffen, der denkmalgerechte sowie nachhaltige Investitionen in die Altbausubstanz fördert und zugleich der Belebung der Altstadt zugutekommt.

Mit dem Objekt Kirchstraße 32, welches die ISG Monschau im Jahr 2022 noch kaufen und in 2023 sanieren wird, besteht für den Verein nun die Möglichkeit, aktiv zu werden. Die beabsichtigte Instandsetzung des Hauses Kirchstraße 32 dient zunächst der Sicherung eines vom Verfall bedrohten Baudenkmals. Gleichzeitig wird allerdings auch eine Nutzung angestrebt, die der weiteren Entwicklung der Gesamtstadt zugutekommen und Vorbildwirkung für ähnlich gelagerte Problemstellungen in anderen Klein- und Mittelstädten entfalten soll. Dazu ist zum einen die Schaffung eines Musterhauses für bestandswahrende Altbausanierungen, zum anderen die Einrichtung einer Begegnungsstätte für Anwohner vorgesehen.

 

Schaffung eines öffentlich zugänglichen, multifunktionalen Musterhauses mit

Beratungszentrum für eine denkmalgerechte und bestandswahrende Altbausanierung

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es grundsätzlich nicht an Interesse mangelt, in die Erhaltung von Altbauten zu investieren. Das Grundproblem liegt vielmehr darin, dass vor Ort Beratungsmöglichkeiten fehlen und sich potentielle Käufer mit einer Immobilie übernehmen oder aber vor einem Kauf aufgrund mangelnder Erfahrung im Umgang mit historischen Gebäuden zurückschrecken. Genau hier soll die Instandsetzung des Hauses Kirchstraße 32 eine Lücke schließen. Nach dem Vorbild anderer Projekte, wie beispielsweise dem Fachwerkmusterhaus „Auf der Börse 1“ im nordhessischen Wanfried oder dem Altbau-Beratungs- und Informationszentrum des Landkreises Gießen in Grünberg, ist geplant unter Einbeziehung der amtlichen Denkmalpflege erstmals im Rheinland einen Ort zu schaffen, an dem Denkmaleigentümer, Handwerker, Planer und alle, die sich für die Instandsetzung von Altbauten interessieren, Hilfestellungen und Anregungen zu den Themen modernes Wohnen in historischen Häusern, ökologische Baustoffe, Fördermöglichkeiten oder auch denkmalgerechte Ansätze zu energetischen Sanierungen erhalten können.

Das Objekt Kirchstraße 32 eignet sich hierfür besonders gut, da es sich nicht nur um ein historisches Gebäude handelt, sondern die Errichtung in Bruchstein und Fachwerk die zwei wesentlichen Bauweisen repräsentiert, wie sie in Monschau (und in vielen anderen Regionen des Rheinlands) für Jahrhunderte typisch waren. Mit der Herrichtung des Hauses würde daher ein Ort geschaffen, an dem Beratung und Austausch unmittelbar am Bauwerk ansetzen könnten.

Dies kann beispielsweise bewerkstelligt werden durch Vorträge, Fortbildungsformate oder auch Einzelberatungen, welche Mitglieder der ISG, zu denen Handwerker, Architekten und Denkmalpfleger zählen, sowie mit dem Verein und seinen Zielen verbundene Partner leisten können.

Darüber hinaus ist angedacht, das Haus selbst als öffentlich zugängliches Anschauungsobjekt zu entwickeln. Dies soll u.a. anhand einer anschaulichen Darstellung wie Einblicken in den Wandaufbau, ausgestellten Materialmustern oder aber an der Präsentation materialgerechter Reparaturen passieren.

Ein weiterer großer Vorteil des Gebäudes Kirchstraße 32 für das Vorhaben der ISG liegt im Übrigen darin, dass die zentrale Lage eine große öffentliche Wahrnehmbarkeit garantiert. Unmittelbar an der Einmündung der Kirchstraße in die Stadtstraße – Haupt(geschäfts)straße der Monschauer Altstadt – gelegen, ist davon auszugehen, dass das Gebäude auch von zahlreichen Spontanbesuchern aufgesucht werden wird und Informationen zur Erhaltung und Instandsetzung von Altbauten einen großen Adressatenkreis erreichen. Die ISG verspricht sich davon letztlich wegweisende Impulse für die Rettung weiterer leerstehender Altbauten – in Monschau und darüber hinaus.

 

VIERTELHAUS für die Bürger und Vereinsmitglieder der ISG: Etablierung eines lebendigen Treffpunkts für die Bewohner der Altstadt

In den letzten Jahren ist ein Großteil der sozialen Infrastruktur in der Altstadt weggebrochen. Die Herrichtung des Gebäudes Kirchstraße 32 als multifunktionales Viertelhaus ist daher auch mit dem Ziel verbunden, für die Bewohner der Altstadt eine neue Begegnungsstätte zu etablieren, die nicht nur eine große Lücke im Angebot vor Ort schließt, sondern ebenso das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt.

Dafür prädestiniert ist das Haus aus unterschiedlichen Gründen. Größe und Grundriss bieten Platz für die Zusammenkunft auch größerer Gruppen. Der Raumzuschnitt und auch der sich anschließende Garten ermöglichen überdies eine vielfältige Bespielung. Denkbar sind öffentliche, natürlich auch Besuchern von auswärts, offenstehende Veranstaltungen wie kleine Konzerte und Lesungen. Die ISG beabsichtigt weiterhin, das Haus gegen einen kleinen Obolus für private Feste den Anwohnern zur Verfügung zu stellen. Da ein Großteil der Grundstücke in der Altstadt komplett überbaut ist, würde sich nicht zuletzt der Garten hierfür besonders anbieten. Als vor Ort verwurzelter Bürgerverein bestünde für die ISG zudem die Möglichkeit, die Vereinsaktivitäten auszuweiten und somit neue Mitglieder für die Erhaltung der Altstadt zu gewinnen.

 

Ort (temporärer) Ausstellungen

Denkbar ist auch die Nutzung des Hauses als Ort (temporärer) Ausstellungen. Naheliegend ist nicht zuletzt eine Präsentation zur Bedeutung des Ortes als Geburtsstätte von Karl Wilhelm Scheibler (1820-1881).

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