Pilotprojekt in Monschau:
Ziegen gegen Wildwuchs am Berg
Aachener Nachrichten, 14. Juni 2017
Monschau. Der Rahmenberg in Monschau, der die historische Altstadt umschließt, gehört zu den geschichtsträchtigsten Plätzen in der Rurstadt. Im sonnenbeschienenen Steilhang, über dem sich stolz die Haller-Ruine erhebt, wurden noch bis vor rund 150 Jahren die berühmten Monschauer Tuche auf eigens errichteten Holzrahmen getrocknet.
Die Tuchmachertradition in Monschau aber gehört längst der Vergangenheit an, und von den terrassierten Steilhängen ist nicht mehr viel zu sehen, denn die Natur hat vom Rahmenberg Besitz ergriffen und das historische Mauerwerk längst überwuchert. Vor zwei Jahren hat der Bauhof der Stadt Monschau zwar in einer aufwendigen Aktion das Gelände freigeschnitten, aber Ahorn, Birken und allerhand Gestrüpp sind inzwischen wieder dabei, die Oberhand zu gewinnen. Zudem drücken kapitale Bäume die Trockenmauern stellenweise weg.
Jetzt versucht man mit einem anderen Gegenmittel, das nachhaltig wirken soll, die Natur im Zaum zu halten. Seit Anfang der Woche haben drei Ziegen am Rahmenberg einen Pflegejob übernommen. Die Tiere mögen das steile Gelände, und nach den ersten Tagen ist bereits deutlich zu sehen, dass sie ihren Job verstanden und begonnen haben, das frische Grün kurz zu halten.
Die drei braunen Ziegen am Monschauer Rahmenberg verkörpern ein Pilotprojekt, das von der neugegründeten Immobilienstandortgemeinschaft (ISG) Monschau unterstützt wird. Die ISG Monschau wurde im August 2016 gegründet und bildet eine Kooperation von Immobilienbesitzern und Gewerbetreibenden in der Monschauer Altstadt. Die ISG hat sich zum Ziel gesetzt, sich für die Aufwertung des historischen Stadtkerns in den Grenzen des Ortsstatutes zu engagieren.
Aus einem Verfügungsfonds können Ausgaben für kleinere Investitionen bei der Städtebauentwicklung finanziert werden. Die wichtigsten Aufgaben der ISG sind Revitalisierungsmaßnahmen für Wohnen und Gewerbe in der Altstadt, Leerstandsmanagement, Serviceeinrichtungen für Gäste und Kunden sowie Grün- und Blumengestaltung.
Bei einer kürzlich stattgefunden habenden Zusammenkunft der ISG lauschten die Mitglieder ebenso erstaunt wie auch ein wenig ungläubig einer von Bernd Maaßen vorgetragenen Idee, den Grünpflegejob am Rahmenberg einer Gruppe von Ziegen zu übertragen. Der Schmiede- und Schlossermeister aus der Monschauer Laufenstraße ist Altstädter aus Überzeugung und ein Aktivposten bei der ISG. Er kennt sich nicht nur aus im Umgang mit historischer Bausubstanz, sondern hat auch bereits Erfahrung mit „natürlichen Rasenmähern“ gesammelt. Seit zehn Jahren hält er drei freilaufende Schafe auf seinem Grundstück am Mühlenberg, die treu dafür sorgen, dass das Gelände immer gepflegt aussieht.
„Dieses Prinzip müsste doch auch für den Rahmenberg funktionieren“, dachte sich Bernd Maaßen, der sich noch gut daran erinnern kann, dass noch vor 40 Jahren die typische Terrassierung des Geländes gut zu erkennen war. Der Rahmenberg bilde eines der interessantesten Landschaftsmerkmale in der Altstadt. Da der Berghang inzwischen verwildert ist, war dem teils sperrigen Bewuchs mit Schafen aber nicht mehr beizukommen. Maaßen hofft nun, dass aus dem Pilotprojekt eine dauerhafte Konzeption wird: „Optimal wäre es, wenn Schafe und Ziegen einmal komplett die Arbeit übernehmen werden, das Gestrüpp klein zu halten.“
Im März begann Bernd Maaßen dann damit, rund 300 Meter Zaun im Rahmenberg unterhalb des Hallerweges zu errichten. Die Stadt Monschau hatte das notwendige Material zur Verfügung gestellt. Bei dieser Gelegenheit wurde ihm einmal mehr bestätigt, wie hoch die touristische Bedeutung dieses Bereiches einzuschätzen ist. An einem Samstag seien fast 500 Leute hier vorbeispaziert. Vom Rahmenberg hat man einen der faszinierendsten Ausblicke auf den historischen Stadtkern und die umliegenden Höhen.
Auch Rolf Kaulard, der 1. Vorsitzende der ISG Monschau, ist von der Idee begeistert. Als ISG wolle man zeigen, „dass uns am Erhalt der Altstadt gelegen ist“. Vor allem sei es wichtig, dass Projekte auch konkret angepackt würden.
Die drei Ziegen, die Bernd Maaßen vom Bauernhof Förster auf der Brath als Pensionstiere übernommen hat, scheinen sich in der neuen Umgebung wohlzufühlen. Viel Pflege brauchen sie nicht. Bernd Maaßen stellt ihnen noch ein Wasserfass in den Hang, und dann müssen sie nur noch fressen, was das Zeug hält ...